«Das Museum der Zukunft 2017»
2017 | Rund 150 Fotografien | 3 Videoarbeiten | 10 Objekte | Spaziergänge | Katalog | Ausstellung November bis Dezember 2017 im bau 4, Altbüron, Luzern, Schweiz
Artikel in der Luzerner Zeitung von Julia Stephan vom 25.11.17
Text von Pirmin Bossart für den Willisauer Bote 14.11.17:
Fundstücke aus dem Alltag werden Kunst
Das Unspektakuläre ist das Besondere: Silas Kreienbühl zeigt im bau 4 in Altbüron Fotos und Videoarbeiten, die unsere Wahrnehmung neu ausrichten: Hin auf das, was jeder Moment an Kunst bereithält.
-pb. In verschiedenen Formaten hat Silas Kreienbühl die Fotos entlang den Wänden angeordnet. Andere sind auf grossen Holztafeln platziert, die mitten im Raum von der Decke hängen. Schon diese Inszenierung ist eine schlichte und passende Installation im Raum des bau 4, der von schaerholzbau in Altbüron für Konzerte und Ausstellungen genutzt wird.
Man wandelt den Fotos entlang und blickt auf Dinge und Begebenheiten, wie sie allen von uns im Alltag begegnen: Hausfassaden, das Lenkrad eines Velos, ein nächtlicher Autoabstellplatz, abgewetzte Gartenstühle, Tannenzweige im Gegenlicht, die Kühlerhaube eines Autos, eine schimmernde Regenpfütze in der Nacht, eine Tasse Tee auf einem Tisch, Fensterspiegelungen.
Eine kleine Videoarbeit zeigt Menschen, die in der U-Bahn fahren und für eine kurze Weile das Gegenüber des Künstlers geworden sind. Wir nehmen wahr, wie sie just zu diesem Zeitpunkt aussehen, ihre Köpfe bewegen, vor sich hin sinnieren oder mal einen Blick aus dem Fenster in die vorüberziehende Stadtlandschaft werfen. Ein drittes Element der Ausstellung sind mehrere Stelen, auf denen Kreienbühl verschiedene Duplo-Figuren neu kombiniert und sie auf einen knallfarbigen Untergrund gesetzt hat.
Museum der Zukunft
Seit bald einem Jahr arbeitet der aus Neudorf stammende Künstler in Berlin. Dort widmet er sich unter dem Thema «Museum der Zukunft» verschiedensten Forschungsarbeiten, wie er sie teilweise schon zuvor im KKLB Beromünster ausgeheckt und verfolgt hat. Als Direktor des KKLB, der zusammen mit Wetz auch das Projekt «Kunst im Spital» betreut, etabliert Kreienbühl mit seiner Präsenz und seinen Aktivitäten gleichzeitig auch eine KKLB-Filiale in Berlin.
Seine Arbeiten, in denen immer auch ein sehr spielerischer Zug zum Ausdruck kommt, wollen die Augen und Sinne für Kunst öffnen und damit die Wahrnehmung neu schärfen. Kreienbühl sieht Kunst (auch) dort, wo andere sie genau nicht vermuten würden: In der glänzenden Oberfläche eines Kehrichtsacks, im Formenspiel einer Dachkonstruktion, in der Anordnung von Blättern und Unrat, die zufällig in eine Hausecke verweht wurden.
Eigenwillig und bedeutungsvoll
«Kann, was einfach so vorhanden ist, bedeutungsvoll sein?» zitierte Hildegard Schär den Künstler und gab mit dem Hinweis auf die Fotoarbeiten im bau 4 die Antwort gleich selber: «Ja, es ist bedeutungsvoll. Obwohl Kreienbühl in seinen Fotos keine «Vorzeigeorte» festhalte, überraschten diese mit ihrer eigenwilligen Ästhetik. «Der Blick für das Unscheinbare und Alltägliche regt unser Hinschauen an und inspiriert, unsere Umgebung wahrzunehmen, egal wo wir sind.»
Das entspricht ganz und gar der Intention des Künstlers. Indem er zur Kunst erklärt, was er gerade wahrnimmt, sagt er gleichzeitig, dass Kunst mit Leben und dessen permanenten Veränderungen zu tun hat. Sein Museum der Zukunft ist überall. Es versammelt nicht Kunstwerke, die möglichst bewahrt werden müssen, sondern Bilder und Prozesse, die jederzeit entstehen und wieder vergehen können.
«Man kann überall Geschichten entdecken, die etwas auslösen, die mit einem selber zu tun haben und die zeigen, wie das Leben funktioniert», sagt Kreienbühl. Das sei, was Kunst leisten könne. Es ist auch der Ansatz, den der KKLB-Direktor in seiner Kunstvermittlung verfolgt: Kunst ist nichts Elitäres. Kunst ist dort, wo man sich eingibt und überraschen lässt. In Berlin veranstaltet Kreienbühl auch Spaziergänge, auf denen die Teilnehmenden selber erfahren können, wie viel Kunst der Alltag jederzeit bereithält.
Jazz und Impro aus Berlin
Die Ausstellung von Silas Kreienbühl im bau 4 ist in ein feines Konzert-Angebot eingebettet, das Musikerinnen und Musiker aus Berlin nach Altbüron bringt. Am 18. November sind Die Hochstapler zu Gast und am 25. November das Silke Eberhard Trio. Ein besonderes Projekt findet an der Finissage am 16. Dezember statt: Dann trifft sich das Berliner Duo ILOG mit den beiden Bassisten Jan Schlegel und Ingebrigt Håker Flaten.
Silas Kreienbühl. Fotografien und Spaziergänge. bau 4 Altbüron. Die Ausstellung ist zugänglich vor den Konzerten am 11., 18. und 25. November sowie am 16. Dezember 2017, je 18.45 Uhr.
www.schaerholzbau.ch
bau 4, Werkplatz schaerholzbau, Altbüron
Die Fotografien zu dieser Arbeit sind als Katalog im Shop erhältlich. Alle Arbeiten kann man sich in der Web-Ansicht des Kataloges ansehen.
Erhältlich im Shop: Ausstellungskatalog «Das Museum der Zukunft» 2017